Praxis
Es war ein kalter und verregneter Tag. Karl, ein renommierter Neurochirurg, kehrte nach einem langen und anstrengenden Tag in der Klinik nach Hause zurück. Er hatte gerade einen riskanten Eingriff hinter sich gebracht, der ihn an seine Grenzen gebracht hatte. Erschöpft und mit schweren Augenlidern griff er in seine Tasche, um die Wohnungsschlüssel zu finden – aber er war weg.
Ein Gefühl der Verzweiflung überkam ihn. Er dachte an seine Frau Sabrina, die einen Zweitschlüssel in ihrer psychiatrischen Praxis aufbewahrte. Jedoch konnte er sie seit dem Morgen nicht mehr erreichen. Es war seltsam, dass sie nicht ans Telefon ging. Als angesehene wissenschaftliche Psychiaterin hatte sie den Anspruch immer erreichbar zu sein, immer bereit, einen Anruf entgegenzunehmen oder eine Nachricht zu beantworten. Aber heute war Stille. Eine unheimliche Stille, die Karl beunruhigte. Hatte sie vielleicht eine Notfallsitzung? Oder war ihr Handy einfach nur ausgeschaltet?
Karl stand vor der Wohnungstür, unsicher, was er tun sollte. Letztlich beschloss er in die Praxis zu fahren, um nach dem Schlüssel zu suchen. Auch wenn es ein anstrengender und kalter Tag war und der Wind durch seine dünne Jacke wehen würde.
Mit einem mulmigen Gefühl betrat er das Gebäude. Als er in ihrer Praxis ankam, war alles still.